Sprachspiele – Linguaggi in gioco – Tag 6 – Waltraud Mittich & Hannes Obermair
Der literarische Abschluss des Festivals ist am Mittwoch, 23. November 2022, ab 20 Uhr, im ost west club est ovest in der Passeirergasse, zu erleben. Autorin Waltraud Mittich stellt im Gespräch mit Hannes Obermair ihren Roman Ein Russe aus Kiew, edition laurin, vor.
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Informationen zum Programm: www.ostwest.it. Die Dokumentation finden sie auf dem Blog von Bruno Schlatter www.sprachspiele.it
Waltraud Mittich, Ein Russe aus Kiew, Roman, edition laurin
Mittich erzählt eine Herkunftsgeschichte, welche die Bruchstellen offenlegt, die der ¬letzte große Krieg in den Biographien hinterlassen hat. Sie berichtet in autofiktionaler Weise von ihrem ukrainischen Vater, Offizier der Roten Armee, erzählt diesem nie gekannten Vater seine heutige Ukraine und in Anekdoten und kleinen historischen Exkursen ihr eigenes Leben und Frausein in Südtirol. Sie erinnert auch an die Vatersuche des großen Autors Joseph Roth, geboren in Brody, heutige Ukraine, und an sein Galizien, ehemaliges Kronland der Habsburgermonarchie.
„Aber der Satz. Der wundersam unmöglich verbrauchte, abgenutzte Satz, Noodles in ‚Once upon a time in America‘ sagt ihn zu Deborah: Niemand wird dich je so lieben wie ich. Dieser Satz kreuzt sich mit dem meinen. Verschämt und anmaßend sage ich zu¬weilen zu diesem unbekannten Vater: Niemand wird dich je so geliebt haben wie ich.“
Waltraud Mittich
1946 in Bad Ischl geboren, 1952 Übersiedlung nach Südtirol. Studium „Lingue e letterature straniere e moderne“ an der Universität Padua, anschließend Unterrichtstätigkeit.
Pressestimmen
Hochpolitisch und aktuell ist „Ein Russe aus Kiew“, auf verschiedenen Ebenen und auf grundsätzlich unaufgeregte Weise. Es ist ein reflexiver, autofiktionaler Text, der Themen unserer Zeit umkreist (Sprache und Identität, Kultur, Herkunft, Flucht und Migration, Macht und Legitimierung und und und), immer wieder bei bestimmten Fragen, Themen und Orten vorbeikommt und jedes Mal wieder neue Aspekte einbringt und die Perspektive ein klein wenig dreht. Gut ist es, die Erinnerung mäandern zu lassen. Und die Phantasie.
Sabine Dengscherz, Literaturhaus Wien
Fesselnd geschrieben ist Mittichs Buch eine persönliche Spurensuche in Galizien: Eine Wiederentdeckung einer Welt von Gestern nach Stefan Zweig, des alten ¬Europa, bevor das Gift des Nationalismus destruktive Kräfte entfesselt hat, die bis heute ¬wirken.
Gerald Steinacher
Eine ganz persönliche und sehr berührende Genealogie – von Waltraud Mittich wunderbar eingebettet in die stahlharten politisch-historischen Zusammenhänge von Gewalt, Grenzen und Vertreibung. Auf traurige Weise so aktuell!
Hannes Obermair
Hannes Obermair
geboren 1961 in Bozen, Dr. phil. (Univ. Innsbruck und Wien), Historiker, Ausstellungskurator und Kulturwissenschaftler, Senior Researcher (Philosopher-in-Residence) an Eurac Research Bozen-Bolzano. Mehrere universitäre Lehraufträge, Mitglied der Accademia degli Agiati in Rovereto und Fellow der Royal Historical Society in London, Vizepräsident von ANPI Südtirol, Redaktionsmitglied von „Geschichte und Region/Storia e regione“ und von „Studi di storia medioevale e di diplomatica“. Zahlreiche Publikationen, zuletzt „Eurac Research – Inventing Science in a Region” (2022) und „’Großdeutschland ruft!‘ Südtiroler NS-Optionspropaganda und völkische Sozialisation“ (2021).