TAG 4

Sprachspiele / Linguaggi in gioco 2023 – ZEMMLER – OBERHOLLENZER – KLOTZ

Liebe Mitglieder, am Mittwoch, 11. Oktober, 20:00 Uhr, präsentieren wir euch im Palais Mamming Museum, Pfarrplatz 6, Meran, Tag 4 der Sprachspiele / Linguaggi in gioco 2023.

Literatur & Musik:

Jörg Zemmler, Neueste Südtiroler Landeskunde, 116 Dorf- und Stadtstiche, Ed. alphabeta Verlag

Josef Oberhollenzer, Prantner oder Die Erfindung der Vergangenheit, Roman, Folio Verlag

Peter Klotz an der Ziechorgel

Die PROTAGONIST*INNEN & ihre WERKE

DER AUTOR: JÖRG ZEMMLER
Jörg Zemmler (vormals Zemmer), geboren 1975 in Bozen in Südtirol im selben Gebäude, in dem er später die Handelsoberschule besuchte und mit 39 von 60 Punkten abschloss. Werdegang mit Blockflötenunterricht, Singkurs, Skikurs (samt unerfolgreicher Rennerfahrung), Ministrant, Fußball (B-Jugend VSS-Landesmeister) und Zweisprachigkeitsprüfung(en). Mit 18 das Land verlassen, Studium der Politikwissenschaften in Innsbruck. Danach Wien, verschiedene Preise, Veröffentlichungen von Büchern und Musik, zuletzt zwei bei Klever/Wien und eines bei Limbus/Innsbruck. Lebt (immer) und arbeitet (möglichst im Sommer nicht) in Seis (Südtirol) und Wien (Österreich).

DAS BUCH
Jörg Zemmler, Neueste Südtiroler Landeskunde, 116 Dorf- und Stadtstiche, Verlag alphabeta Edizioni. Mit Zeichnungen des Autors und einem Vorwort von Günther Pallaver.

Jedes Jahr erscheinen unzählige Bücher zu Südtirol. Hier also ist noch eines.

In 116 kurzen Dorf- und Stadtstichen (Südtirol hat ebenso viele Gemeinden) erfindet Jörg Zemmler die Geschichte der jeweiligen Hauptorte und ihrer Namen neu. Während etwa Meran ursprünglich am Meer lag, ist Bozen zu seinem Namen durch eine Abstimmung im Jahr 2 vor Null gekommen. Weiters heißt der Schlern, das Wahrzeichen Südtirols, nur wegen eines Sprachfehlers eines Bürgermeisters so, Gais wurde von Villnössern gegründet, Villnöß selbst ist ein Überbleibsel einer antiken Südtiroler Stadt, ebenso Villanders, der Schnalser Ötzi ist erfroren, weil er nicht rufen konnte, Kurtinig und Kurtatsch gehen beide auf einen Kurt zurück, aber eher nicht auf denselben, Klausen wurde zuerst gezeichnet, bevor es es gab, und womöglich stammen alle Südtiroler von einem aus Gargazon ab, um nur ein paar Geschichten anzuschneiden. Außerdem geht dieser Band der Frage nach, was diese Orte heute sind, was aus ihnen geworden ist. Am Ende einer jeden dieser neuen Geschichten gibt es knappe Selbstdarstellungen der jeweiligen Orte zu lesen, von fremdenverkehrischen Websites kopiert.

„Es darf angenommen werden, dass mit Erscheinen dieses Werkes die Fachleute der Toponomastik, Jurist:innen, Historiker:innen, Geograf:innen, Anthropolog:innen und noch weitere Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen zu einer Krisensitzung zusammengetreten sind, um die Stichhaltigkeit der Dorf- und Stadtstiche zu überprüfen. Das Ergebnis soll desaströs, die Sitzung aber lustbetont, fröhlich, ja sogar ausgelassen gewesen sein.“

Günther Pallaver

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DER AUTOR: JOSEF OBERHOLLENZER
Josef Oberhollenzer, Liebhaber des Konjunktivs und der radikalen Kleinschreibung, wurde 1955 im Südtiroler Ahrntal geboren. Im fiktiven Aibeln ist er ebenso zu Hause. Er schreibt Lyrik, Prosa und Theaterstücke, einige seiner Texte wurden von Rockbands vertont. Mehrere Preise und Stipendien. Mit seinem Roman Sültzrather stand er auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.

DAS BUCH
Josef Oberhollenzer, Prantner oder Die Erfindung der Vergangenheit, Roman, Folio Verlag

„Denn wessen Leben habe sich schon so zugetragen, wie von einem selbst erzählt?“

Der Regenschirmfallschirm, die Blütenstaubsammelmaschine, das seien allesamt Erfindungen vom Prantner Kaspar, dem ehemaligen Knecht auf dem Kalberhof. So jedenfalls habe es Cäcilia dem Geschichtensammler F. erzählt. Im Stimmengewirr der Dorfbewohner wird die wundersame Geschichte des sanftmütigen Mannes erinnert: Wie er durch eine List den Kriegen entkam, wie er gemeinsam mit seinem Freund Vitus Sültzrather die Herunterholung der Kirchturmuhr verursachte, wie er am Ende in den Bergen verschwand. Akkurat und amüsant erzählt Josef Oberhollenzer in Möglichkeiten und ist damit vermutlich näher an der Südtiroler Vergangenheit, als uns lieb ist: „Wirkliche Menschen? Oder erschriebene? Da gibt‘s in der Erinnerung keinen Unterschied; sind alle gleich wirklich, gleich erfunden.“

„Ein aufregender Stil, eine wundervolle Zumutung.“ Deutschlandfunk Kultur

„Oberhollenzer dreht und wendet die Sprache, er lässt sie glänzen – sinnlich, sprachstark und sehr komisch.“ ff – Das Südtiroler Wochenmagazin, Georg Mair

„Dabei ist jedes Kapitel ein Kunstwerk für sich.“ Literaturhaus.at

„Mit Witz und Schalk hält der Dichter die Leserin an der kurzen Leine des langen Redens und treibt mit hintersinnigem Vergnügen die Verhexung ihres Verstandes voran.“ Die Neue Südtiroler Tageszeitung, Christine Vescoli

„Es ist eine produktive Wirrnis, die Josef Oberhollenzer kunstvoll ausbreitet. Was ist real, was nicht?“ Frankfurter Rundschau, Norbert Mappes-Niediek

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DER MUSIKER: PETER KLOTZ

Peter Klotz, geboren 1959 in Bozen, wächst sehr orts- und heimatverbunden in Eppan an der Weinstraße auf. Nach Abschluss der Gewerbeoberschule in Bozen, Sendetechniker bei RAI Sender Bozen. Die Neigung zu Natur und Umweltthemen bewegen ihn zu Studium der Forstwissenschaften in Padua. Anschließend Aufenthalte in Wien und Zürich.

1989 Eintritt in Landesforstdienst, seit 1993 leitet er das Forstinspektorat Meran.

Kontakt mit der Musik von Kindheit an, Großvater und Vater spielen Akkordeon.  Bis zur Matura Selbststudium und Auftritte, nach mehrjähriger Unterbrechung Weiterentwicklung der Lern- und Spielaktivität, Beschäftigung mit verschiedenen Musikstilen.

Berufsbegleitendes Studium für Musik mit Hauptfach Akkordeon am Hohner Konservatorium Trossingen – Baden Württemberg.

Mitbegründer der Vereinigung zum Austausch und Förderung der Klassischen Musik im Akkordeonbereich FIAE. Musikalische Beteiligung bei Projekten der Freilichtspiele Unterland und der Brunnenburg, Dorf Tirol.

Versteht die Musik u.a. als verbindenden Teil der Wirklichkeit, als besonderes Medium zum Finden von Gleichgewicht und Wahrhaftigkeit.