Von Engelsflügeln, Dreiecken und Spontanität – ThEATROstwest bildet sich weiter

Liebe Mitglieder, das Motto der Theatergruppe ThEATROstwest in dieser Theatersaison heißt WANNA PLAY – TOGETHER WHATEVER. Das Programm beinhaltet drei Weiterbildungskurse, die wir uns in der Gruppe aussuchen. Mit drei unterschiedlichen Themen wollen wir uns beschäftigen: Bühnensprache, Regie und Improvisation. Unsere Theatermenschen Sonja Wiedenhofer, Martine Mairhofer haben diesen tollen Text geschrieben.

Die Engelsflügel

Wir stellen uns hüftbreit hin, die Knie leicht gebeugt und erden uns, verwurzeln uns mit dem Boden um einen guten, stabilen Stand zu erhalten. So begann das vom STV organisierte Seminar zum Thema Sprache mit Nina Alpers. Mit einem unsichtbaren goldenen Faden verlängerten wir unsere Wirbelsäule und wurden größer und selbstbewusster. Mit sehr viel Feingefühl wurden uns Atemtechniken gezeigt. Wir lernten den Atem fließen zu lassen und den Raum zu nutzen. Bereits nach ein paar Minuten zeigten sich die ersten Fortschritte und wir spürten selbst, wie unsere Stimme kräftiger wurde, ohne dass wir uns allzu sehr anstrengen mussten. Wir versuchten konzentriert zu sprechen, die Verschlusslaute zu nutzen um ökonomisch zu atmen. Die Teilnehmer erhielten sprechtechnische Tipps, versuchten sich in der richtigen, deutlichen Aussprache und waren erstaunt und begeistert, wie schnell Ergebnisse hörbar waren. Wir massierten unsere Füße, wippten 156 mit unserem Knie, schrien unsere Beine als Kamelfüße an und genossen den Spaß und das Lachen.

Am Ende des Workshops erhielt jeder die Chance, vor uns zu sprechen und ein kleines Gedicht vorzutragen. Durch den geschützte Raum, in dem wir uns das ganze Wochenende bewegten, hatte jeder einzelne den Mut sich vor uns auf die Bühne zu stellen und die Gelegenheit zu nutzen, das erlernte auszuprobieren. Jeder erhielt einen Korken, mit dem er seinen Auftritt übte und wir konnten alle sofort hören, wieviel deutlicher man anschließend spricht. Doch am Ende waren das schönste die Engelsflügel, die wir uns beim Auftritt vorstellten. Diese Flügel gaben uns Kraft, machten uns groß und stark, beflügelten uns, dass sie bei manchem im Publikum auch sichtbar wurden.

Das Dreieck

An drei Wochenenden fand im ost west club unter der Leitung von Stefanie Nagler ein Regie-Workshop statt. Im Club hatten wir einen sicheren Raum gefunden um uns auf die Situation einzulassen. Im Workshop wurden uns die Grundlagen für die Inszenierung eines Theaterstückes näher gebracht. Darüber hinaus habe ich als Theaterneuling auch einige Aufwärmübungen kennengelernt. Zu Beginn des Workshops haben wir gelernt anhand von geometrischen Formen ein Regiekonzept zu entwickeln. Wir haben zuerst theoretisch über die Wirkung dieser Formen gesprochen und wie man sie als Symbole deuten könnte. Vor allem am Beispiel des Dreiecks kann man sich das gut vorstellen. Die Assoziationen zu Religion, Stabilität, Hierarchie usw. waren nicht weit. Anschließend haben wir versucht die geometrischen Formen im Raum einzunehmen um zu sehen wie sie auf uns selbst wirken. Es entstanden verschiedene Konstellationen – vom simplen Quadrat bis zur Spirale, Zickzacklinie und Parallelogramm.

Ein weiterer Teil des Workshops waren die W-Fragen.

Wie soll ein Stück aufgebaut sein? Was will man damit vermitteln? Welche Persönlichkeit steckt in den einzelnen Rollen? usw. Uns wurde schnell klar wie wichtig es als Regisseur ist diese für sich im Kopf beantwortet zu haben. Nur so kann man gezielte Anweisungen geben um eine Idee umzusetzen. Außerdem haben wir auch gelernt wie die Kommunikation zwischen Schauspielern und Regie klappen kann und wie wichtig diese ist. Im dritten Teil des Regie-Workshops haben wir uns auf die praktische Inszenierung fokussiert. Wir haben das Stück “La bambola abbandonata” in italienischer und deutscher Sprache zuerst durchgelesen und besprochen. Wir gingen wie wir es gelernt hatten alle möglichen W-Fragen durch und so langsam wurde das Bild des Stückes und der einzelnen Rollen immer klarer. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf und bekamen die Aufgabe, eine kurze Textpassage zu inszenieren. Diese Herausforderung haben wir angenommen und sind zu einem Ergebnis gekommen. Ich war überrascht, dass man mit wenig bzw. fast gar nichts eine Szene darstellen kann. So hat uns z.B. ein Regenschirm eine gesamte Geräuschkulisse ermöglicht und eine simple, aber bewusste Bewegung mit dem Armen ein Gefühl vermittelt. Für mich als Theaterneuling war das ein interessanter Einstieg und es war für mich auch sehr spannend einen Einblick in die Regiewelt zu bekommen. Auf jeden Fall habe ich das Gefühl etwas mitgenommen und dazugelernt zu haben.

Die Spontanität

Geschichten im Kopf entstehen lassen, Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung verfeinern, spontan und kreativ sein, auch mal verrückt sein und der eigenen Intuition und Impulsen vertrauen. So könnte man die zwei Workshop- Tage im ost west club mit Karin Verdorfer wohl am besten beschreiben. Am 13. und 20. Januar war es endlich soweit und wir trafen uns an zwei Samstagen im Club, um uns mit dem noch Unbekannten Theatergenre vertraut zu machen. Schon seit einiger Zeit entstand in der Theatergruppe „TheatrOstWest“ der Wunsch in das Abenteuer „Improvisationstheater“ hinein zu schnuppern und verschiedene Techniken und Instrumente des Genres „Improvisation“ kennenzulernen. Dass es bei „Impro“ nicht um wildes Herumhüpfen ohne Text und andere Vorgaben auf der Bühne geht, war den Interessierten von Anfang an klar. Doch es steckt viel mehr als nur Spiel und Spaß dahinter, auch wenn während des Workshops unsere Lachmuskeln oft auf eine harte Probe gestellt wurden. Es steckt auch viel Arbeit, Mut und Disziplin dahinter: Auf den eigenen Körper und dessen Signale achten, sich auf unsere Theaterpartner einstellen und es zuzulassen eine Geschichte spontan entstehen zu lassen, indem man aber gewisse Grundregeln beachtet. Diese Kerninhalte wollen die Teilnehmer weiter nutzen, denn im Gegensatz zu anderen Theater Genres ist das Improvisationstheater ein sehr persönliches Erlebnis, da man sich oft nicht hinter einer vorgefertigten Rolle verstecken kann. Nach diesen erfolgreichen Workshoptagen mit Karin Verdorfer steht bei den Teilnehmern fest: Wir wollen mehr davon!

Fotos: Stefanie Nagler