Von einem sprachlosen Tanz, der dennoch viel auszudrücken vermag, Slam Texten auf allerhöchstem Niveau und dem lautesten antirassistischen Sprachrohr des Landes – east wests’s week review #72

Warum der Tangoabend zu den traditionsreichsten Veranstaltungen im Club gehört und die Homies 4 Life mit ihrem neuen Projekt die Wände am Samstag nicht nur in einem übertragenen Sinn zum Wackeln gebracht haben, erfahrt ihr beim east west’s week review (#72) und auf den folgenden Zeilen.

Wir haben die Woche am Mittwoch mit der Noche de Tango begonnen. Wie immer am dritten Mittwoch des Monats wurde im Club wieder Milonga getanzt. Rund sieben Tanzpärchen hatten sich bei uns eingefunden, um wieder gemeinsam einen gemütlichen Abend zu verbringen und die eigenen Tango-Künste weiter zu verbessern. Der Tangoabend im Club ist aus dem aktuellen Programm des Clubs und zusammen mit der Jamsession jener Progammpunkt, der auf die längste Tradition zurückblicken kann. Seit mehr als 10 Jahren wird regelmäßig Tango getanzt und es ist für uns immer wieder schön zu sehen, welch‘ besondere Atmosphäre die Musik und die Menschen, die diesen Tanz lieben im Club schaffen. Tango ist und das haben wir in all den Jahren gelernt, nichts das über gesprochene Worte funktioniert, sondern die Spache die gesprochen wird, ist eine sehr körperliche. Mit sparsamen Blicken, kleinen Gesten und sachten Berührungen bewegen sich die Tanzenden durch den Raum und erfüllen unseren Salon Monat für Monat mit einer ganz besonderen, nur schwierig in Worte zu fassenden Stimmung. Wir bedanken uns deshalb bei unseren Tango-Verantwortlichen um Carmen, Christoph, Johannes und allen, die sich immer wieder um die musikalische Auswahl kümmern und die Abende für uns entsprechend gestalten für eine weitere tolle Saison an und laden euch herzlich ein im Herbst wieder mit dabei zu sein. Fotos: Catello Nigro.

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Am Donnerstag fand dann die insgesamt siebte und letzte Game Night der Saison statt. An diesem Abend wurde an zwei Tischen im Club gespielt und auch dieses Mal haben sich unsere anwesenden Mitglieder wieder sehr gut unterhalten und einen entspannten Abend bei uns verbracht. Wir möchten mit diesem Programmpunkt Menschen zusammenbringen, die Spaß und Freude am gemeinsamen Spielen haben und unseren Mitgliedern die Möglichkeit geben, neue Gesellschaftsspiele kennenzulernen. In Zusammenarbeit mit dem Moaser Spieletreff wird so einmal im Monat der ost west club zu einem kleinen Spielesalon, wo es darum geht sich zu unterhalten und Spaß zu haben, ohne dass das Gewinnen im Vordergrund steht. Die Game Night findet übrigens auch im Sommer in unserer Sommerresidenz Country Club statt. An jedem zweiten Dienstag im Juni (12.6), Juli (10.7) und August (14.8) werden wir wieder solche Spieleabende veranstalten.

Am Freitag haben wir euch dann auch den letzten Poetry Slam der Saison präsentiert. Zusammen mit dem Verlag alpha beta und Südtirol Slammt bzw. unserer Moderatorin Lene Morgenstern, haben wir einen „Best Of Poetry Slam Southtyrol“ veranstaltet. Alle Texte wurden an diesem Abend von Tontechniker Mauro Lazzaretto aufgenommen und werden dann einem Buch über Poetry Slam in Südtirol als CD beigelegt. Das Werk erscheint wahrscheinlich noch im Herbst diesen Jahres. Namentlich sind am vergangenen Freitag die U-20 Italienmeisterin Eeva Aichner, Ursula Niederegger, Lene Morgenstern selbst, Giovi, Wolfgang Nöckler, Lena Wopfner, Felix Maier, Irene Moroder, Marion von Zieglauer und Ania Viero bei uns aufgetreten. Die Texte wurden bereits vorher ausgewählt und sind Slam-Texte die teils schon vor vielen Jahren gelesen wurden. So durften wir z.B. Nöckler mit zwei Texten im Teldra Dialekt erleben, Ursula’s Text „Mango Nr. 5“ oder einen italienischen Text mit dem Titel „vento“ mit dem Eeva Aichner vor ziemlich genau einem Jahr den Titel als beste U-20 Slammerin Italiens einheimsen konnte. Der Abend hat wieder einmal bewiesen, welch‘ hohes Niveau die Slam-Texte mittlerweile in Südtirol haben. Gerade Leute wie Giovi, Niederegger, aber vor allem auch die noch sehr jungen Aichner, Wopfner und Maier haben wieder einmal gezeigt, dass sie über außergewöhnliches sprachliches Talent verfügen und sich definitiv vor niemandem verstecken müssen. Der Traminer Oberschüler Felix Maier hat uns bei seinem zweiten Auftritt im Club wieder mit offenen, staunenden Mündern zurückgelassen, weil er über eine Bühnenpräsenz verfügt, die derart beeindruckend ist und so absolut nicht alltäglich. Der gerammelt volle Saal und die rund 60 anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer aus allen Landesteilen hatten jedenfalls und augenscheinlich großen Spaß am Text von Maier und Co. und folgten den Vortragenden mit großer Aufmerksamkeit und dem entsprechenden Enthusiasmus. Wir freuen uns, dass wir nun schon seit rund drei Jahren der einzige Ort in Südtirol sind der regelmäßig und im Monatstakt Poetry Slams anbietet. Auch im Sommer dürft ihr euch im Country Club auf einen weiteren besonderen Event dieser Art freuen. Zum ersten Mal veranstalten wir am Freitag 6. Juli ein Länder-Battle, wo sich fünf der besten Südtiroler Slammer*innen mit fünf Gegner aus Thüringen messen werden. Merkt euch den Termin schon mal fest vor und ansonsten sehen wir uns dann im Herbst wieder wenn es wieder heißt wild wild ost west slam. Die Fotos von Gerd Reinstadler vom Best Of Poetry Slam werden wir euch noch nachreichen.

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Am Samstag hatten wir dann nach über zweijähriger Pause endlich wieder die großartigen Hip Hopper und wohl bekanntesten Rapper des Landes Homies 4 Life zu uns eingeladen. Und dieses Mal durften wir mit ihnen eine Weltpremiere feiern. Homies4Life ist eigentlich eine vierköpfige Band, bestehend aus drei Rappern – MP, Gesta und Destroya – und dem DJ – Dj Dave, die es seit 2005 gibt. Aber seit Kurzem haben die vier Rittner ein neues Projekt ins Leben gerufen, das sich Homies 4 Life Sound Inc. nennt und insgesamt zu den vier Homies noch weitere 8 Musikerinnen und Musiker auf die Bühne bringt. Homies 4 Life Sound Inc. hatte beim Konzert im ost west club Weltpremiere und schon zwei Stunden vor dem Auftritt bei uns, merkte man welch‘ großes Interesse dieses Konzert bei Fans der Band hervorrief. Bis kurz vor Beginn waren Südtiroler aus allen Landesteilen angereist um H4L live und in Farbe zu erleben. Über 100 begeisterte Besucherinnen und Besucher waren gekommen, um einen auch für uns absolut unvergesslichen Abend im Club zu erleben. Leider war auch wie schon Tags zuvor beim Poetry Slam und zum x-ten Mal in dieser Saison der Salon im Club viel zu klein, um allen interessierten Mitgliedern einen Platz und somit einen Blick auf unsere Bühne zu ermöglichen, ein Umstand der für uns eigentlich untragbar ist und den die Meraner Gemeinde nicht länger ignorieren sollte. Aber wir wollen uns auch am Montag Morgen nicht die Stimmung von ein paar Leuten vermiesen lassen, die von bestimmten Realitäten zuweit entfernt scheinen, um die Bedeutung und Wichtigkeit zu erkennen, die Live-Musik und Live-Kultur für viele Menschen und Mitglieder des Clubs mittlerweile haben. Wir blicken viel lieber auf einen Konzertabend zurück, der für ausschließlich begeisterte und lächelnde Gesichter sorgte und der den ein oder anderen Skeptiker am Ende des Auftritts der 12 Rittner mehr als nur überzeugen konnte. Die Homies hatten einige der bekanntesten Songs aus ihrer mittlerweile über 10jährigen Bandgeschichte ausgewählt und sie instrumental mit vielen jungen Musikern vom Hochplateu neu arrangiert und einstudiert. Herausgekommen ist dabei ein kleines musikalisches Meisterwerk. Gerade die Songs „Wählt mi“, „Love, Hate“, „Bengali“ oder „Sauftirol“ waren vorher schon Ohrwürmer, haben aber durch E-Gitarre, Schlagzeug, Bass, Piano und drei Blasinstrumente, sowie die wirklich sehr gute Background-Stimme von der gerade einmal 16jährigen Sophia Clementi nochmal einen Schub mehr und einen wirklich coolen Drive bekommen. Außerdem haben die MC’s Gesta und Destroya, aber vor allem Bandleader und Hirn der Truppe Manu bzw. MP nochmal stimmlich einiges draufgepackt, so dass das neue Projekt Kopf und Fuss hat und sich für den Sommer und die anstehenden Festivals bestens eignen wird, vor Publikum und im Freien gespielt zu werden. Es wird zwar schwierig werden die ausgelassene und wunderbar kompakte Stimmung die am Samstag im Club herrschte auf andere Orte zu übertragen, aber zumindest darf man sich darauf freuen, diese Musiker bei weiteren Auftritten wieder zu sehen. In unserem Salon herrschte kurz vor Ende des Konzerts wahrscheinlich eine Raumtemperartur von 50 Grad und mehr und nicht nur die Musiker auf der Bühne waren in Gänze durchgeschwitzt, sondern auch unsere Wände und Mauern waren durchtränkt von körperlichen Ausdünstungen. Das alles tat der extrem ausgelassenen und positiven Stimmung aber keinen Abbruch. Wir hatten schon vor 27 Monaten geschrieben, „dass gerade die offensiv vorgetragene antifaschistische und antirassistische Attitüde („love music – hate racism“) die Homies von den meisten Bands in diesem Land unterscheidet. Auch wenn gerade die vielen jungen Bands einen selbstverständlichen und unprätentiosen Umgang mit neuen Mitbürgern, fremden Kulturen usw. pflegen, sich lautstark zu positionieren und Ewiggestrigen bzw. (verkappten) Nazis den Mittelfinger entgegenzustrecken oder ihnen zu sagen, sie können sich ihre Fahnen sonst wohin stecken; das getrauen sich definitiv nur die vier Jungs vom Rittner Hochplateu.“ Dafür gebührt den jungen Musikern ein großer Dank und ein großes Lob. Gerade und vor allem am heutigen Montag-Morgen und abschließend möchten wir sagen, dass wir den schändlichen und rechtsextremen Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Eppan auf das Allerschärfste verurteilen und glauben, dass es mehr denn je an der Zeit ist, Dinge klar beim Namen zu nennen und diesen Menschenfeinden, Rassisten und Idioten klar und deutlich entgegen zu treten und Nazis und Faschisten keinen Fußbreit zu weichen. Wir solidarisieren uns an dieser Stelle mit den Menschen in der Eppaner Unterkunft und sagen ihnen „Ihr seid nicht allein!“. Das Titelbild stammt von Christian Mahlknecht/Schot’s Photographics und weitere Fotos vom Auftritt mit H4L werden in den nächsten Tagen folgen.

Abschließend möchten wir uns wie immer bei Salon Habicher, Alperia und den öffentlichen Institutionen beim Amt für deutsche und italienische Kultur, sowie beim Amt für deutsche und italienische Jugendarbeit und der Gemeinde Meran für die Unterstützung unseres Tätigkeitsprogramms bedanken.