Von Chorjams, Meraner Kult(ur)menschen, dem Aufbegehren der Jugend und der Vermehrung des Schönen – east west’s week review #73

Warum am Freitag die Bands Reklame, Gassenstroiner und RoS wieder einmal ein wichtiges Statement für die Südtiroler Subkultur hinterlassen haben und wir dann leider auch einen für uns erwarteten Abschied feiern mussten, erfahrt ihr wie immer und unter anderem bei der 73. Ausgabe des east west week reviews hier und auf den folgenden Zeilen.

Wir haben die Woche mit dem letzten Chortreffen der Saison im Club begonnen. Über die gesamte Saison hinweg haben regelmäßig und an jedem zweiten und vierten Dienstag des Monats die Proben von 19.00 bis 22.00 Uhr stattgefunden. Dank unseres Chorleiters Markus Prieth, der diese Treffen immer vorbildlich organisiert und betreut hat, haben unsere sing-begeisterten Mitglieder nun seit mehr als einem Jahr die Gelegenheit regelmäßig zu uns zu kommen und gemeinsam zu Singen und zu Musizieren. Außerdem hat sich der Chorostwest dann am Sonntag-Abend bei Markus zuhause getroffen und ein kleines Abschlussfest mit einer Chor-Jamsession gefeiert. Unser Jam-maestro Andreas Underwood Unterholzner war auch mit dabei und so wurde trotz schlechten Wetters, die Veranstaltung kurzerhand in die Wohnung von Markus Prieth verschoben. Es war ein schönes Fest mit vielen Besucherinnen und Besuchern. Ab dem Herbst werden diese Treffen wieder regelmäßig bei uns stattfinden. Wir freuen uns!

Am Mittwoch haben wir euch dann den teils im Club entstandenen Film „Mitten im Jubiläum“ über den Meraner Autor Hansjörg Waldner und den Meraner Künstler Hubert Scheibe gezeigt. Der Film des Regisseurs Karl Prossliner ist eine Hommage an zwei Meraner Künstlerpersönlichkeiten, der auf uns und unsere Publikum (rund 25 Mitglieder waren gekommen) einen sehr guten und nachhaltigen Eindruck gemacht hat. In der rund 35minütigen Verfilmung sieht man Scheibe und Waldner an verschiedenen Meraner Orten im gemeinsamen Gespräch über ihr Leben, die Passerstadt und die gesellschaftlichen Verhältnisse. Nach dem Film hatten wir dann Gelegenheit mit dem Regisseur und Hubert Scheibe über das Werk zu sprechen. Unser Präsident Erwin Seppi hatte die Einleitung und die Moderation dieses kurzweiligen Abends übernommen. Im Anhang findet ihr einige Fotos von Emma Störk von der Filmvorführung.

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Am Donnerstagabend haben wir euch dann wieder den Lindy Hop Abend bei guter Swingmusik präsentiert, wo wieder munter drauflos getanzt werden durfte. Unsere tanzfreudigen Mitglieder rund um Katharina und Co. waren gekommen um zum letzten Mal in dieser Saison im Club zu tanzen. Beim vierten Swing Abend des Jahres war der Club sehr gut gefüllt begeisterten Anfängern und Fortgeschrittenen Lindy-Tänzer*innen. Teilweise standen rund 20 begeisterte Lindy Hoper*innen auf der Tanzfläche um neue Schrittfolgen einzustudieren und sich gemeinsam an den Klängen der Musik aus den 1920er Jahren, vor allem am Balboa-Stil zu erfreuen. Wir bedanken uns bei der Gruppe Swing On Südtirol, die immer wieder aufs Neue die Organisation dieser tollen Abende übernimmt und viele Menschen in den Club bringt. Für den Sommer und in unserer Sommerresidenz Country Club werden wir euch am Samstag 18. August schon ab dem Vormittag einen Swing Day präsentieren. Den ganzen Tag über gibt es dann Swing-Musik und am Abend dann ein Live-Konzert mit Nik Lee & Marcostà in concert. Ihr solltet euch diesen Termin also schonmal fest vormerken.

Wie ihr natürlich wisst, findet ihr im Club fast an jeder Ecke die verschiedensten Sticker und Aufkleber mit Bandlogos, politischen Statements oder Sprüchen. Aber einer dieser Aufkleber gefällt uns ganz besonders gut. Ihr findet ihn versteckt auf der Innenseite auf dem Türrahmen in unserem Konzertsalon und er trägt den Aufdruck „Vermehrt Schönes“. Dieser Spruch kann auf zweierlei Art gelesen werden. Einmal kann man aus diesen zwei Worten  den Aufruf (Indikativ) in der zweiten Person Plural zur Vermehrung, also der Ausweitung von schönen Dingen gelesen werden (Vermehrt Schönes!) herauslesen. Und weiters kann man ihn als reine Feststellung also ohne Ausrufezeichen lesen. Am vergangenen Freitag haben wir diesem Grundsatz mehr als nur entsprochen und euch mit dem Punk-Nighter mit den drei Südtiroler Bands Reklame, Gassenstroiner und RoS eines der letzten Konzerte der Saison im Club und viele schöne Momente präsentiert. Trotz vieler anderer Veranstaltungen, die an diesem Wochenende zeitgleich in unserem Land stattfanden (u.a. Openair Gaul in Lana und Zugluftfest in Brixen) waren viele interessierte Mitglieder gekommen um einen Abend mit uns zu verbringen, der ganz im Zeichen des Punkrock stand. Mit etwas Verspätung und ein wenig außerhalb des geplanten time tables haben Reklame den Punkabend mit einem knackigen 25 Minuten Set begonnen und die Besucherinnen und Besucher ordentlich auf das eingestimmt was anschließend noch kommen sollte. Die Band aus Lana und Meran um Frontsänger Calle (Stimme), Flo (Gitarre), Curcio (Bass) und Pane (Schlagzeug) spielt soliden Deutschpunk und weiß durch eine klare antirasstische Attitüde zu überzeugen und weiß mit einem guten Mix aus Ernsthaftigkeit und Blödelei (Danke Pane!) immer wieder und aufs Neue bei ihren Auftritten zu begeistern. Anschließend durften wir dann die vier Vinschger Jungs von den Gassenstroinern auf unserer Holzbühne begrüßen. Das Set der Formation um Frontsänger Juli, Oui (Gitarre), Jojo (Bass) und Rasta (Schlagzeug) ist in all den Jahren zwar ziemlich gleich geblieben, aber macht immer wieder großen Spaß gehört zu werden. So durften wir bei diesem Konzi natürlich wieder unseren Lieblingshit Gassenstroiner erleben und andere Klassiker der Schlanderser wie Punk for all, Rebels of the street oder Fuck the RAC durften natürlich auch nicht fehlen und wurden wie immer mit der nötigen Überzeugungskraft und dem entsprechenden Druck unter das begeisterte Publikum gebracht. Hätte die Gassenstroiner uns nach dem Konzert nicht die traurige Nachricht überbracht, dass dies der letzte Auftritt mit ihrem starken Schlagzeuger Rasta gewesen wäre, wäre die Vorfreude auf die letzte Band des Abends nicht getrübt worden. Wir hoffen, dass die Vinschger schnell Ersatz für ihren Drummer finden und dann wieder in neuer Besetzung alsbald bei uns auftreten werden. Den Abschluss des Dreierkonzertes haben dann die Meraner Lokalmatadore von RoS gemacht. Und wie immer war die Band um Georg, Johannes, Lucky, Massimo und Luk nicht nur laut, sondern auch überaus brachial und mit dem nötigen Pump ausgestattet. RoS sind und wenn wir nicht ganz falsch informiert sind jene Hardcore-Formation in Südtirol, die es am längsten gibt (über 15 Jahre) und die auch trotz ihres nicht mehr ganz jugendlichen Alters ihrer Bandmitglieder immer noch und weiterhin bei jedem Auftritt zu überzeugen weiß und niemanden enttäuscht zurücklässt. Die Meraner haben bereits für Herbst eine kleine Tour angekündigt und wir sind sicher, dass wir sie dann auch wieder bei uns erleben dürfen. Wir bedanken uns bei allen Bands und Musikern, sowie dem zahlreich erschienenen Publikum (rund 50 Mitglieder) für ein Konzert, das die Subkultur in unserer Stadt wieder hat aufleben lassen. Im Anhang findet ihr einige wirklich coole Fotos von Chantal Redavid, die die Stimmung vom vergangenen Freitag sehr gut wiedergibt und beweist, dass der Club und seine Künstler alles dafür tut, das Schöne auch wirklich und immer wieder aufs Neue zu vermehren.

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Am Samstag haben wir die vorletzte Clubwoche dann mit der allmonatlichen Jamsession beschlossen. Es war zwar an diesem Abend nicht so voll wie ansonsten bei eigentlich jeder Jam in diesem Jahr, aber das war vor allem dem hohen Außentemperaturen und den zuvor schon erwähnten vielen gleichzeitig stattfinden Openairs geschuldet. Nichtsdestotrotz hat Jam-maestro Andreas Underwood Unterholzner wieder viele begeisterte Musikerinnen und Musiker auf unserer Bühne begrüßen dürfen. So waren überraschenderweise auch Aronne Dell’Oro mit seinen zwei Mailänder Freunden Alberto Piovani und Giovanni Seganttini angereist und es sich natürlich nicht nehmen lassen bei uns aufzutreten. Außerdem waren es auch dieses Mal  vor allem die jungen Nachwuchskünstler*innen, die dem Abend wieder einen tollen Rahmen gegeben haben. Neben Flo an der Gitarre, durften wir bereits zum zweiten Mal in dieser Saison die gerade einmal 18jährige und überaus talentierte Sophia am Bass erleben und zudem den überragend guten Gesangeskünsten von Emma lauschen. Als dann kurz vor Schluss und ziemlich unerwartet auch noch Opas Diandl Frontmann und Chorleiter Markus Prieth mit seiner Freundin den Club betrat, kannte die Begeisterung bei unseren Mitgliedern keine Grenzen mehr. Wie oft hat man auch die Gelegenheit mit Prieth und Thomas Lamprecht gleich zwei Opas Diandl Musiker auf einer Bühne zu erleben ohne für diesen Auftritt Eintritt bezahlen zu müssen. So haben wir kurzerhand und weil wir ja nach 23.00 Uhr keine verstärkte Musik mehr im Club spielen dürfen, die Anlage ausgeschalten und den Musiker*innen lediglich beim akkustischen Musizieren zugehört. Es war letztlich der perfekte Abschluss einer Jamsession-Saison die in ihrer über 20jährigen Club-Geschichte noch nie soviele Musikerinnen und Musiker allmonatlich in den Club gelockt hat. Die Veranstaltung war immer und regelmäßig mehr als nur gut besucht und wie schon eingangs und bereits in den letzten Wochen erwähnt, war es jene Saison, in der vor allem die noch sehr jungen Nachwuchskünstlerinnen der Jam ihren Stempel aufgedrückt haben. Die Tatsache, dass so viele junge Menschen regelmäßig zum jammen kommen, ist unter anderem auch ein großer Verdienst unseres maestros Andi, der es immer wieder sehr gut versteht, die Auftritte der Musiker*innen zu steuern und so jene Offenheit für Neues für die der Club steht, perfekt verkörpert. Deshalb möchten wir uns in allererster Linie bei ihm und für seine unbezahlbare und wichtige Arbeit für unseren Verein bedanken, Andi ist Herz und Hirn dieser nicht mehr wegzudenkenden Veranstaltung. Außerdem bedanken wir uns bei den geschätzt 100 Musiker*innen, die in insgesamt 8 Jams in diesem Jahr bei uns waren und dem immer begeisterten und zahlreichen Publikum. Wir freuen uns auf den Herbst, wenn es wieder heißt „Let’s jam together“, kündigen aber schon sehr zeitnahe und für Freitag 8. Juni und für die Eröffnung des Country Clubs eine besondere Jamsession mit Beteiligung von Schulbands an und laden euch alle ab 18.00 Uhr und mit euren Instrumenten vorbeizukommen.

Abschließend möchten wir uns wie immer bei Salon Habicher, Alperia und den öffentlichen Institutionen beim Amt für deutsche und italienische Kultur, sowie beim Amt für deutsche und italienische Jugendarbeit und der Gemeinde Meran für die Unterstützung unseres Tätigkeitsprogramms bedanken.