Über einen nicht in Worte zu fassenden Saisonabschluss – east west’s week review #74

Warum unser Präsident Erwin Seppi am vergangenen Freitag bei der Closing Party und zum ersten Mal nach über 30 Jahren wieder die Turnschuhe geschnürt hat, sich die junge Generation von Bands wie Cyclephante immer noch jede Menge abschauen kann und nicht alle angekündigten Abschiede immer und unbedingt für alle Ewigkeit gelten müssen, erfahrt ihr wie immer beim east west’s week review (#74) und auf den folgenden Zeilen.

Die Woche haben wir bereits am Montag beim letzten Repair Café der Saison begonnen. Wir hatten mit Conni eine Schneiderin, mit Hansjörg einen Tischler, mit Luki einen Elektrotechniker, mit Benni einen Fahrradmechaniker, mit Martin einen Softwareexperten und mit Andi und Laurin zwei Messerschleifer vor Ort. Florian Mayr hat unsere fleißigen Ehrenamtlichen wie immer sehr gut koordiniert und war stets ein angenehmer Ansprechpartner für unsere Mitglieder. Wir möchten uns natürlich bei allen freiwilligen Helfer*innen bedanken, die in ihrer Freizeit mehr als drei Stunden im Monat ehrenamtlich zu uns kommen und ihr handwerkliches Geschick in den Dienst des Clubs stellen. Über die gesamte Saison fanden insgesamt acht dieser Treffen statt und wir dürfen ohne Umschweife behaupten, dass dieser Veranstaltungsabend einmal im Monat nicht mehr aus unserem Programm wegzudenken ist. Wir freuen uns schon auf die neue Saison ab September und möchten euch inzwischen für Samstag 25. August ein Vernetzungstreffen aller Südtiroler Repair Cafés (Brixen, Eppan, Neumarkt, Meran) ankündigen und euch einladen an diesem Tag von 10.00 Uhr morgens über den ganzen Tag hinweg bei uns im Country Club vorbeizuschauen. Wir laden euch nicht nur ein, eure kaputten Gegenstände mitzubringen, sondern alle Interessierten sich über dieses tolle Projekt zu informieren.

Am Dienstag fand dann die alljährliche Mitgliederversammlung im Club statt. Nachdem Präsident Erwin Seppi die Mitglieder begrüßt hatte, stellte Thomas Kobler das absolvierte Programm des Jahres 2017 vor und gab außerdem eine Aussicht auf das was im neuen Jahr 2018 rund um die Veranstaltungen im Club geplant sei. Nach diesem Tagesordnungspunkt wurde mit Florian Oberhuber, der bereits im März vom Vorstand in die Leitung des Vereins kooptiert wurde, offiziell auch der Mitgliederversammlung vorgestellt. Gleichzeitig haben die Mitglieder Oberhuber als neuen Kassier bestätigt und anschließend wurde der bisherige Kassier Klaus Niederstätter in dieser Funktion verabschiedet und Präsident Erwin Seppi bedankte sich bei ihm für die jahrelang geleistete Arbeit als Finanzverantwortlicher des Vereins. Der Kassabericht des ost west clubs weißt einen positiven Jahresabschluss auf. Dies wurde anschließend so auch vom Revisorenbericht, der von Ulrich Maas und Christian Troger durchgeführt wurde bestätigt. Christian Troger, der bei der Vollversammlung anwesend war, stellte den Bericht der Revisoren anschließend vor und bestätigte die ordnungsgemäße Abwicklung der Finanzgebahren des Vereins. Nach den Berichten des Kassiers und des Revisors genehmigte die Mitgliederversammlung des Jahresabschluss 2017 und entlastete den Vorstand. Anschließend an die Finanzvorstellung erläuterte Präsident Erwin Seppi, gemeinsam mit Vize-Präsidentin Giorgia Lazzaretto den aktuellen Status zum Standort Bersaglio. Der Vorstand und die Mitgliederversammlung zeigt sich enttäuscht darüber, dass nach vielen Versprechungen das Projekt weiterhin nicht zu einem Abschluss gekommen ist und, dass der ost west club immer noch von Gemeindevertretern als „deutscher“ Verein bezeichnet wird, anstatt die tatsächlichen Gegebenheiten und Realitäten anzuerkennen. Wir distanzieren uns in aller Form von solchen Meinungen. Schon seit fast 4 Jahren arbeitet der Vorstand an der Lösung des Raumproblems, aber wirkliche Fortschritte bzw. Erfolge seien weiterhin nicht zu vermelden. Der Verein wünscht sich einen verstärkten Einsatz der Gemeinde Meran und aller Beteiligten, um den Umzug schnellstmöglich zu realisieren. Als vorletzter Punkt auf der Tagesordnung wurde die Ehrenmitgliedschaft an den langjährigen Mitarbeiter und Vorstandsmitglied Michael Schwalt überreicht. Schwalt verlässt mit dem 1. Juni den Verein als Mitarbeiter und hatte außerdem bereits im März sein Amt als Vorstandsmitglied aus persönlichen Gründen niedergelegt. Abschließend wurde als letzter Tagesordnungspunkt unter Allfälliges noch über zukünftige Ideen und Projekte diskutiert, es gab einige Fragen von Mitgliedern zu den Arbeitsabläufen und die Danksagung von Vizepräsidentin Giorgia Lazzaretto für die unzähligen freiwilligen Helferinnen und Helfer des Vereins, sowie natürlich bei allen Mitgliedern, BesucherInnen, KünstlerInnen, UnterstützerInnen, Mitwirkenden, FreundInnen und den Förderern und Sponsoren, die einen unverzichtbaren Teil zur funktionierenden Arbeit des Kulturvereins beitragen. Die Fotos im Anhang hat Emma Störk geknipst.

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Am Mittwoch haben wir dann den Dokufilm „The True Cost“ gezeigt. In der Doku des amerikanischen Dokufilmers Andrew Morgan geht es um die verheerenden Folgen von „Fast-Fashion“ und die Ausbeutung von Millionen von Menschen, die tagtäglich und teils unter katastrophalen Bedingungen an der Herstellung von Kleidung arbeiten. Der beeindruckende, aber oftmals auch sehr verstörende Film begibt sich auf eine Reise zu den verschiedensten Schauplätzen auf unserem Planeten u.a. nach Bangladesh und Indien. Nach dem Film haben wir mit dann mit mit Martin Telser, Geschäftsführer Renovas (Sortieranlage Gebrauchtkleidersammlung Neumarkt), Markus Dapunt, Präsident Weltladen Meran/Lana und Elisabeth Wolf-Cianetti, Vorsitzende vom TVT (Tausch-Verschenk-Treff Algund) über das Thema gesprochen und vor allem den Bezug zu Südtirol hergestellt. Martin Telser hat uns vor allem über die Tätigkeit der Caritas-Kleidersammlung berichtet und uns das Projekt der Sortieranlage Revitatex erklärt. Markus Dapunt hat uns von der langjährigen Arbeit der Weltläden in Südtirol erzählt und die gestiegene Bedeutung von fairer Nahrung und Kleidung hervorgehoben. Außerdem stellte Frau Wolf das TVT-Projekt in Algund vor und berichtete von ihren positiven Erfahrungen. Auch aus unserem Publikum (rund 20 Mitglieder waren gekommen) gab es immer wieder Wortmeldungen und Fragen und es freut uns, dass wir auch dieses Mal wieder einen angeregten Abend mit neuen interessanten Inputs im Club erleben durften. Ein Dank geht an unsere Gäste und Ulli Kienzl vom Weltaden, die uns dankenswerterweise den Film zur Verfügung gestellt hat. Auch in der neuen Saison werden wir versuchen immer wieder Filmabende mit anschließender Diskussion und Gesprächen zu den verschiedensten Themen im Club zu organisieren. Falls auch ihr Ideen oder Vorschläge habt, schreibt uns einfach eine Email an info@ostwest.it.

Am Donnerstag haben wir dann nach über zwei Jahren wieder einen Musiker bei uns begrüßt, den man als singer/songwriter bezeichnen kann, auch wenn ihm diese Zuschreibung nicht annähernd gerecht wird. Jo Stöckholzer kommt aus Innsbruck und wohnt seit Kurzem in Berlin. Nach seinem Auftritt im Club darf man den Österreicher mehr denn je als Klangkünstler bezeichnen. Ausgestattet mit Gitarre(n), Loop-Station, Piano, Xylophon und Schlagzeug durften wir einen Auftritt erleben, den man so und in dieser Form in unserem Land nicht allzuoft zu sehen und zu hören bekommt. Der Sound von Stöckholzer besteht aus den unterschiedlichsten Soundelementen und nachdenklichen und melancholischen Texten, die sich mit dem Leben, der Liebe und der Natur beschäftigen. Außerdem variiert Johannes Stöckholzer, wie der Künstler mit bürgerlichem Namen heißt, zwischen verstärkten und akkustisch vorgetragenen Liedern. Das rund zweistündige Konzert, das leider nur von rund 20 Besucherinnen verfolgt wurde, war ein voller Erfolg. Auch wenn der große Publikumsansturm an diesem Donnerstag-Abend ausblieb, so war die Stimmung und die besondere Atmosphäre ständig greifbar und jene, die gekommen waren, hatten großen Spaß und Freude daran, was ihnen auf unserer kleinen Holzbühne dargeboten wurde.

Am Freitag Abend haben wir dann bei der Closing Party die Saison 2017/2018 in der Altstadt gebührend gefeiert und eine Abschluss-Veranstaltung aufs Parkett gelegt, die aller Ehren wert war und die ein rund 5stündiges musikalisches Programm für unsere Mitglieder bereithielt, das für großen Zuspruch und eine ausgelasse Stimmung gesorgt hat. Zum ersten Mal überhaupt durften wir das singer/songwriter Duo Ashes on a teacup auf einer Live-Bühne erleben und die beiden Musiker*innen David und Juli haben kurz nach 20.00 Uhr ein rund einstündiges Programm aus verschiedenen Coversongs (u.a. Passenger, Chuck Ragan, Chat Faker usw.) vorgestellt. Die beiden gebürtigen Ulmer (David absolviert gerade die Steinmetz Schule in Laas) wussten beide mit ihren gesanglichen Künsten zu überzeugen und haben in einem kurzweiligen Set die Bühne für die Lokalmatadore von Cyclephante ordentlich vorgewärmt.
Als dann Mauro Lazzaretto (Gitarre, Stimme), Daniel Mazza (Bass), David Torri (2. Gitarre) und David Bertagnolli die Bühne betraten, gab es kein Halten mehr. Kurz nachdem die Meraner mit ihrem Programm begonnen hatten, füllte sich der Salon im Club merklich mit unseren Mitgliedern und von Song zu Song, stieg die Stimmung und setzten sich die Extremitäten des Publikums in Bewegung. Schon vor zwei Jahren hatten wir im Nachklang zum Konzert angemerkt, dass die Musik der Band darf für sich ein Alleinstellungsmerkmal beanspruchen darf und gerade der stark basslastige Sound, der von einem großartigen Daniel Mazza in Perfektion unter das Publikum gebracht wird, kombiniert mit dem Allroundtalent und der großartigen Stimme Mauro Lazzaretto’s, unterstreicht deutlich welch‘ großes Talent und Potential Cyclephante hätten, hätten sie sich in all den Jahren der nun schon über 15 Jahre andauernden Bandgeschichte nur ein wenig ernsthafter und zeitintensiver mit diesem Projekt auseinandergesetzt. Zwar gab es im Vorfeld des Auftritts von Cyclephante in den Meraner Straßen Gerüchte, die besagten, dass es wohl der allerletzte Auftritt der vier Ausnahmemusiker hätte werden können, aber wir können auch an dieser Stelle und am Montag Morgen sagen, dass sie letztlich eben nur Gerüchte waren. Alle Fans können beruhigt sein, auch in Zukunft wird es Konzerte mit dieser außergewöhnlichen Formation geben und auch wir werden die Truppe auch in Zukunft wieder zu uns einladen. Das Konzert von Cyclephante ist und war deshalb so besonders, weil es die vier nicht mehr ganz jugendlichen Herren auf der Bühne immer wieder schaffen, in die schon längst bekannten Songs immer wieder neue Elemente einzufügen und sich an Melodien und Soundstücken versuchen, die man nicht immer erwarten könnte, bzw. welche letztlich auch das Publikum immer wieder überraschen. Einer von vielen Höhepunkten war deshalb auch die Coverversion des Alltime-Pophits „Toxic“ (Britney Spears) der mit dem nötigen Druck und in einer unnachahmlichen Rockversion vorgetragen wurde. Ans Mikrofon wurde zusätzlich und für dieses Lied auch unsere Vorstandskollegin und Schwester von Mauro, Giorgia Lazzaretto geholt, die in einer Mischung aus Spaß und Ernsthaftigkeit ein Lied vortrug, das der oder die gemeine ost westler/in vielleicht ansonsten nicht zu seiner präferierten Musik-Playlist zählen würde. Je länger der Auftritt dauerte, desto mehr kochte nicht nur Stimmung in unserem Konzertraum hoch, sondern auch die Temperatur befand sich gefühlt an der Grenze zum Siedegrad. Über 100 Mitglieder tanzten und sprangen zum rockig-punkig-erfrischenden Sound von Cyclephante und trieften, genau wie unsere Hauptband des Abend nur so vor menschlichen Ausdünstungen. Die Wände des Clubs waren derart nassgeschwitzt, dass man noch Stunden nach dem Konzert den Sud von den Wänden hätte wischen können. Im Club haben schon dutzende, ja fast unzählige unvergessliche Konzerte stattgefunden und der eine/die eine unter euch wird wahrscheinlich sagen, dass wir mit den Superlativen eigentlich nie besonders sparsam umgehen, aber das was Lazzaretto, Mazza, Torri und Bertagnolli in über zwei Stunden am vergangenen Samstag auf unserer Bühne veranstaltet haben, wirkt auch 48 Stunden später derart unwirklich und unglaublich, dass es schwierig ist, das Geschehene in Worte zu fassen. Dieses Konzert wird (natürlich und neben vielen anderen) definitiv in die Annalen der Clubgeschichte Eingang finden und die Konzertanfragen für eine unserer absoluten Lieblingsbands ohne Frage deutlich ansteigen lassen. Die Band mit dem schwierig auszusprechenden Namen hat derart viel Wums und Können auf unsere Holzbretter gebracht, dass man sich nur staunend und voller Ehrfurcht vor ihnen verneigen und sich dafür bedanken kann, was sie zum wiederholten Male bei uns veranstaltet haben.
Aber auch nach diesem Auftritt war an ein Ende der ausgelassenen Stimmung nicht zu denken, denn mit dem Auftritt von Dj Melodiegarantie, auf der wahrscheinlichst coolsten Bühne (unsere Toilette wurde wieder und extra für ihn zu einer Dj-stage umfunkioniert) gab es engültig kein Halten mehr. Unser Haus-Dj schleuderte einen alltime-hit nach dem anderen unter die unüberschaubare Anzahl an Menschen im Club. Wenn selbst der für die gespielten Songs Zuständige am Ende des Abends sagt, dass ein Mehr an Stimmung und Ausgelassenheit nicht möglich sei, dann scheint es auch nicht zu hochgegriffen zu sein, von einem historischen Abend in der Altstadt zu sprechen. Gut und gerne haben uns am Freitag über 300 unserer Mitglieder besucht, aber wie schon so oft zuvor, waren die Räumlichkeiten in der Passeirergasse viel zu klein, um allen Anwesenden einen Platz und einen Blick auf unsere Bühnen und Künstler zu ermöglichen. Wir bedanken uns bei allen Musiker*innen und Gästen für einen unvergesslichen Abend, möchten aber abschließend und bevor wir uns dann am Freitag 8. Juni zur Eröffnung unserer Sommerresidenz Country Club wiedersehen werden, noch einmal die Bedeutung all jener Menschen hervorheben, die mit ihrer Mitarbeit solche Dinge überhaupt und erst möglich machen. So war es für unseren langjährigen Mitarbeiter und Vorstandsmitglied und wie bereits erwähnt der letzte Arbeitstag (DANKE nochmals für alles lieber Michi!) hinter unserem Tresen, aber für andere wie unseren Präsidenten der erste in neuer und ungewohnter Funktion. Erwin Seppi hatte sich zusammen mit unserem Arbeitstier Joachim Staffler vor die Tür gestellt und mit viel Umsicht und Ruhe die Mitgliedskärtchen am Eingang kontrolliert und die nötige Ruhe und Gelassenheit auf die vielen Menschen ausgestrahlt. Zum ersten Mal nach über 30 Jahren hatte unser Präsident deshalb die Turnschuhe geschnürt und sich auf ungewohntes Terrain begeben. Aber auch er hat wie alle anderen helfenden Hände (Danke an Sanna, Chantal, Giorgia, Laura, Yankuba und alle anderen Freiwilligen!) gezeigt, dass nur durch die gemeinsame Mithilfe und den Zusammenhalt solche Veranstaltungen abgehalten werden können. Es macht uns sehr stolz und froh, soviele ehrenamtliche Menschen um uns zu haben, die dazu beitragen, dass sich hunderte Besucher*innen auf engstem Raum wohl fühlen dürfen und es nie zu irgendwelchen Streitigkeiten und problematischen Situationen kommt. Diese Tatsache lässt uns neben vielen anderen und einer wieder einmal unvergesslichen Saison voller Freude und Zuversicht in die Zukunft blicken. Der Club tanzt, singt, lacht und lebt wie nie zuvor in seiner 36jährigen Geschichte und das ist ein Verdienst, den sich unzählige Menschen, deren Auflistung an dieser Stelle den Rahmen sprengen würde, auf die Fahnen schreiben. Auch wenn man in diesen Zeiten manchmal das Gefühl hat, unsere Gesellschaften sind im Begriff immer mehr auseinanderzudriften, so bildet ein kleiner-großer Club in der Meraner Altstadt hierzu zumindest einen gesellschaftlichen und kulturellen Gegenentwurf, der definitiv nicht zu unterschätzen ist. DANKE an alle, die mithelfen, diesen Verein mit derart viel Leben und Freude zu fülllen! Im Anhang findet ihr noch viele coole Fotos von unserer Vorstandskollegin Laura Zindaco, von der Closing Party.

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Abschließend möchten wir uns wie immer bei Salon Habicher, Alperia und den öffentlichen Institutionen beim Amt für deutsche und italienische Kultur, sowie beim Amt für deutsche und italienische Jugendarbeit und der Gemeinde Meran für die Unterstützung unseres Tätigkeitsprogramms bedanken.