Neue Rechte auf Italiens Straßen – Die Neofaschisten von CasaPound – Vortrag mit und von Heiko Koch

Im Zuge der Veranstaltungsreihe „Meran resiste“ organisieren wir einen Vortragsabend im ost west club est ovest. Der deutsche Autor Heiko Koch wird am Dienstag 28. April mit Beginn um 20.00 Uhr zu uns kommen und uns einen Vortrag über die faschistische Bewegung Casa Pound halten. Heiko Koch hat 2013 das Buch „Casa Pound Italia. Mussolinis Erben.“ beim Unrast Verlag veröffentlicht und wird uns neben seinem Buch die wichtigsten Details und Erkenntnisse seiner Recherchen vorstellen.

In Deutschland relativ unbeachtet hat es in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Veränderung am rechten Rand der italienischen Politik gegeben. Die Rede ist von der faschistischen Bewegung „CasaPound
Italia“, deren Mitglieder sich stolz „i fascisti del terzo millennio“ – Faschisten des dritten Jahrtausends – nennen. Gegründet vor zehn Jahren schaffte es CasaPound, sich von Rom aus über ganz Italien zu verbreiten.

Bis vor zwei Jahren verstand sich CasaPound allein als Bewegung. Seit 2013 nimmt sie aber auch an Wahlen teil. Mit ihren angeblich 4.000 Mitgliedern ist CasaPound verglichen mit den traditionellen rechten
Parteien relativ klein, gilt aber öffentlich als nicht korrumpiert und verfügt über ein unverbrauchtes und modernes Image. Was CasaPound so besonders macht, ist ihre erfolgreiche Verbindung extrem rechter Subkulturen mit einer straff geführten hierarchischen Organisation, ihre popkulturellen Bezüge, die Synthese eines traditionellen Faschismus mit Elementen der Nouvelle Droite (Neuen Rechten), ihre antikapitalistische, national-revolutionäre Propaganda und ihre Inszenierung als soziale Opposition von Rechts.

Die Bewegung CasaPound entstand Ende 2003, als Protagonisten verschiedener rechtsradikaler Gruppierungen ein Mietshaus im römischen Stadtteil Esquilino, unweit des Hauptbahnhofs Termini besetzten. Sie nannten das Gebäude CasaPound, nach dem amerikanischen Literaten Ezra Pound. CasaPounds Bemühungen sind darauf ausgerichtet, faschistische Ideen jugendgerecht und massenkompatibel zu präsentieren. Sie visiert dabei den Lifestyle urbaner Jugend- und Subkulturen und deren Eventorientierung an. So nutzt CasaPound moderne Inszenierungen und Aktionsformen, wie sie von diversen Freizeit- und Protestkulturen entwickelt wurden.

Aus den Fankurven der Fußballstadien entlehnt CasaPound etwa die Verwendung von Bengalos, Böllern, Gesängen und Klatschrhythmen. Von den emanzipatorischen und sozialen Bewegungen greift sie die Aktionsformen der Flashmobs, Raves, symbolischen Besetzungen, Sit-ins, Go-ins und andere Happening-Formen auf. So bewegt sie sich in vielen ihrer öffentlichen Inszenierungen auf der Höhe und im Rahmen bekannter, akzeptierter und aktueller Protestformen und vermittelt dadurch Modernität und das Image einer oppositionellen Bewegung.

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