Musikalisches Vorbild und Sprachrohr

Es war nicht das erste und es wird nicht das letzte Konzert mit der bekanntesten Südtiroler Hip Hop Band sein. Unsere Freunde von den HOMIES 4 LIFE werden bereits am Samstag 23. April wieder in den ost west club est ovest zurückkehren und dann ihr neuestes Album vorstellen. An dieser Stelle möchten wir gerne einmal hervorheben, warum wir diese Band mittlerweile so oft buchen und bei uns zu Gast hatten.

Mal abgesehen davon, dass die Songs der Homies immer sehr eingängig sind und auch Menschen ansprechen, die ansonsten vielleicht mit klassischem Rap eher wenig anfangen können, darf man dennoch nicht außer Acht lassen, dass es definitiv nicht einfach ist, Hip Hop live und vor Publikum zu performen. Zwar werden die vier Rittner mit ihrem Sprechgesang, der hauptsächlich im Südtiroler Dialekt vorgetragen wird, wohl nur schwierig außerhalb der Landesgrenzen Erfolg haben können, aber es ist wahrscheinlich auch gar nicht deren Anspruch, irgendwann goldene Schallplatten einzuheimsen.

Manu, Pete, Christoph, und Dave sind sehr mit ihrer Heimat verwurzelt und haben auch kein Problem damit offen und ehrlich mit ihrer Heimatliebe umzugehen und diese in ihren Texten ein ums andere Mal herauszustellen. Gerade dies macht die Homies unserer Meinung nach auch derart sympathisch. Wenn sie über Land und Leute bzw. über Südtirol singen, dann singen sie über alle Menschen, es gibt apriori kein Ausschlussverfahren für Andersdenkende, „Zuagroaste“ oder Zwei- und Mehrheimische. Diese Band steht damit letztlich stellvertretend für ein neues, für ein offenes und junges Südtirol, für die sämtliche künstlich errichteten sprachlichen und ethnischen Grenzen in den Köpfen (und nicht nur dort!) von Beginn an, nie ein Thema waren. Sie stehen damit in einer Reihe mit Bands wie Shanti Powa, nur, dass sie die politische Botschaft, viel offensiver und lauter vortragen, als alle anderen Südtiroler Musiker.

Gerade die offensiv vorgetragene antifaschistische und antirassistische Attitüde („love music – hate racism“) unterscheidet H4L von den meisten Bands in diesem Land. Auch wenn gerade die vielen jungen Bands einen selbstverständlichen und unprätentiosen Umgang mit neuen Mitbürgern, fremden Kulturen usw. pflegen, sich lautstark zu positionieren und Ewiggestrigen bzw. (verkappten) Nazis den Mittelfinger entgegenzustrecken oder ihnen zu sagen, sie können sich ihre Fahnen sonst wohin stecken; das getrauen sich definitiv nur die vier Jungs vom Rittner Hochplateu.

Das nötigt uns eine Menge Respekt ab und manchmal würde man sich wünschen, mehr Südtiroler Bands würden es ihnen gleich tun, gerade weil jeder, der sich ein wenig mit der Materie Rechtspopulismus und Rechtsextremismus in Südtirol auseinandersetzt, selbstverständlich weiß, dass es noch großen Einsatz und viel Sensibilisierungsarbeit braucht, um viele SüdtirolerInnen für eine offene, mehrsprachige und antirassistische Gesellschaft zu mobilisieren. Gerade die Songs „Love/Hate“, „Wählt mi“ oder auch das neueste Werk „Mittelmeer“ thematisieren diese Dinge in klarer und deutlicher Weise und es macht Spaß, den dazu passenden und eingängigen rythms zuzuhören und fröhlich zu diesen Songs mitzuwippen.

Beim letzten Auftritt der Homies am 20. Februar konnte man am überragenden Publikumszuspruch sehr gut erkennen, dass MP und Co. mittlerweile zu Vorbildern und einer Art Sprachrohr für eine neue Generation von SüdtirolerInnen geworden sind und, dass es eben nicht nur Kapuzen- und Basecaps-Träger waren, die die Rittner an diesem Abend supportet haben. Der Saal war natürlich bis auf den letzten Platz gefüllt und das Konzert vielleicht und bisher das beste, das wir von den Homies im Club zu hören bekommen haben. Auch wenn der Rap in Südtirol immer noch ein Nischendasein fristet und es keine wirklich Szene gibt, möchten wir uns an dieser Stelle nochmal bei MP, Gesta, Destroya und DJ Dave für ihre Musik, ihre Texte und ihren Einsatz bedanken und ihnen sagen, dass wir froh sind solch‘ coole und sympathische Mitstreiter für ein offenes und mehrsprachiges Südtirol an unserer Seite zu wissen. Ihr seid klasse Jungs, macht weiter so, wir brauchen euch und eure Musik!

Die Fotos hat netterweise Chantal Redavid für uns geknipst. Grazie!!

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